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  Z U R   A R B E I T S W E I S E    D E S    K Ü N S T L E R S  
 

Lachur malt auf Holz oder Spanplatten („Holzbilder“) – wenn er diese Materialien in schlechten Zeiten nicht hatte, benutzte er auch alte Schranktüren – oder auf Papier oder Pappe („Papierbilder“) – wenn ihm das fehlte, nahm er auch Schulheftpapier seiner Kinder oder alte Zeitungen und malte seine Bilder darauf.

Mit Skizzen und Zeichnungen hält er Ideen fest, die ihm spontan und in so großer Anzahl zufliegen, dass er manchmal schon begonnene Arbeiten eilends umdreht und deren Rückseiten zum Festhalten dieser Eingebungen benutzt. Papierbilder unterscheiden sich von Skizzen und sind fertige Darstellungen. Die oft an Ikonen erinnernden Holzbilder enthalten in der Regel eine große Anzahl von handwerklich akribisch fein ausgemalten Einzelszenen.

Seine anerkannt guten grafischen Fähigkeiten basieren neben seinem Talent auf seinem Studium und seiner Arbeit als Gründer und Leiter des polnischen Zeichentrickfilmstudios. Mit seiner überwiegend verwendeten Kombination von Temperafarbe und Tusche stellen sie seine unverkennbare Handschrift dar. Er zeigt damit eine eigenständige und differenzierte Symbolsprache mit Formen, Linien, Lineaturen, Farbflächen und Farbtupfern, die hingehaucht und miteinander verwoben in oft sehr eigenwilliger Art leuchten und schimmern. Ölfarbe hat Lachur nur in den ersten ca. 15 Jahren seiner Malerei verwendet, Acryl nur in wenigen Fällen. (siehe „Menschen“, z.B. Serie Grosse Deutsche)

Viele Bilder stellen eine Art Filmablauf dar, in dem verschiedene Zeiten oder in mehreren übereinander gelegten Ebenen nacheinander oder nebeneinander ablaufende Situationen zugleich gezeigt werden. Lachur emotionalisiert, idealisiert und generalisiert, technisiert aber nicht. Oft werden dargestellte Szenen von Sonne, Mond und Sternen am oberen sowie der gekrümmten Erdoberfläche am unteren Bildrand eingefasst, „weil sich unser Leben dazwischen abspielt“. Seine Collagen sieht und bezeichnet er als „Kompositionen“. Mit seiner Darstellungsweise setzt er der von ihm dokumentierten Gewalt versöhnende Musik entgegen.

Als Besonderheit des Malers kann sein Verhältnis zu beschädigten Bilduntergründen gesehen werden. Ob ein Blatt Knicke und Risse hat oder gar eine Ecke des Bildes abgerissen ist, hat für ihn keine Bedeutung: „Wichtig ist, dass meine Aussage erkennbar ist“ sagt er. Diese Meinung wird auch durch seinen Ausspruch bestätigt: „Es ist nicht meine Aufgabe, ein Stück viereckiges Papier voll zu bemalen“. Oft lässt er große Teile einer Bildfläche unbemalt - und nutzt sie zugleich als grafisches Element.

Ob ein Bild signiert ist oder nicht, hält Lachur für unwichtig, „weil die Ehre dafür allein Gott gehört“. Jahreszahlen der Entstehung von Bildern gibt er nicht immer an. Bei manchen Bildern sind allerdings zwei Jahreszahlen der Entstehung angegeben, dann gibt die erste die Entstehung der Idee und Grafik an, die zweite die Fertigstellung des Bildes mit Farbe. Mehr als 20 Jahre können dazwischen liegen wie z.B. beim Bild „Der Rote Hahn“.

„Der Rote Hahn“ zeigt auch, wie sich Bilder bei Lachur entwickeln. „Das Kriegspferd“ lässt erkennen, mit welchem Engagement der Maler endgültige Formen sucht. Im Bild „Der Einmarsch“ benutzt Lachur die überschwappende Wirkung der umgekehrten Perspektive, um dem Betrachter vor einer rationalen eine emotionale Information zu liefern. Mit dem Bild „Maria vom Ghetto“ lenkt er das Interesse des Betrachters gezielt auf das Opfer – eines seiner Hauptanliegen – und stellt den Täter nur als Randfigur dar. „Rassismus“ zeigt, wieviel Spielraum Lachur für eigene Assoziationen läßt, „Ghetto, Fenster“, „Ghetto, Wachtürme“ zeigen die Martyrien vieler Opfer. Der „Knabe vom Ghetto“ zeigt einen Jungen, dessen Gesicht die Erfahrung und Verzweiflung eines Erwachsenen ausdrückt und das Bild „Kinder im Ghetto“ spiegelt die Grundhaltung des Humanisten Lachur wieder, der selbst bei mehreren zugleich vorliegenden negativen Umständen niemals die Hoffnung aufgibt.

 
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